Musik, Schrift, Differenz – Eine interdisziplinäre Lektüre von Adornos Theorie der musikalischen Reproduktion

3. – 5. April 2019, Wien, Arnold Schönberg Center

DER CFP IST NUN GESCHLOSSEN.

In Theodor W. Adornos Fragment gebliebener Abhandlung Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion sind zahlreiche Überlegungen zu einer Theorie der musikalischen Schrift versammelt, die sich in einer aktualisierenden Lektüre als vielseitig anschlussfähig (z.B. an gegenwärtige Schriftdiskurse) erweisen können. Adornos Reflexionen sind dabei in Hinblick auf folgende Fragen zu überprüfen, zu konkretisieren und zu modifizieren: Was macht musikalische Schrift überhaupt aus, wo liegen ihre Potenziale, wo ihre Begrenzungen? Welche Eigenschaften kennzeichnen das Medium des Klangs? Und was passiert, wenn das ephemere Klangliche verräumlicht wird? Welche Prozesse prägen demgegenüber das Musikmachen?  

Dass musikalische Schrift nicht auf ihre Funktion als Zeichensystem zu reduzieren ist, das auf ein Klanggeschehen verweist und dessen wiederholte Realisierung ermöglicht, wird im aktuellen Forschungsdiskurs immer wieder geltend gemacht. So sind in den letzten Jahren zunehmend die materiellen Bedingungen schriftlicher Phänomene und ihre Eingebundenheit in sozio-kulturelle Kontexte in den Fokus gerückt.

Vor dem Hintergrund neuer Impulse der interdisziplinären Schriftforschung möchten wir dazu einladen, Adornos Überlegungen zur musikalischen Reproduktion zu reflektieren und produktiv weiterzudenken: Welche seiner Ansatzpunkte erweisen sich als fruchtbar für aktuelle Fragestellungen der Schriftforschung? Welche bieten einen gewinnbringenden Ausgangspunkt für weiterführende musikphilosophische Überlegungen zu Notenschrift und musikalischer Performanz? Und wie stellen sich die von Adorno artikulierten begrifflichen Konstellationen im Lichte jüngerer Notationspraktiken und ästhetischer Debatten sowie auch im Lichte der perspektivischen Neuausrichtungen (etwa des lingustic, iconic oder material turn) innerhalb geisteswissenschaftlicher Diskurse dar?

Der Call for Papers richtet sich an Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen; Beiträge können sich dem Themenkomplex aus musikwissenschaftlicher, schrift- und bildtheoretischer, aufführungspraktischer, philosophischer, medienästhetischer, philologischer und kultur-wissenschaftlicher Perspektive nähern und folgende Aspekte zum Ausgang nehmen:

  • das Verhältnis von Notenschrift und Reproduktion bzw. Klang

  • Interaktion der Kategorien des Idiomatischen, Mensuralen und Neumischen

  • musikalische Interpretation zwischen Dekodierung und mimetischer Praxis

  • Schrift und die Dialektik von Naturbeherrschung und Freiheit, Verdinglichung und Ermöglichung

  • die spezifischen eigensinnlichen, ikonischen, gestischen Qualitäten der Schrift

  • Geschichtlichkeit von Schrift und Interpretation

  • Berührungspunkte und Differenzen zwischen Adorno und anderen schrift- bzw. sprachtheoretischen Positionen (Saussure, Derrida, Krämer etc.)

Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.

Format: Vortrag von 30 Minuten (mit anschließender 15-minütiger Diskussion)

Abstracts von 250–300 Wörtern sollten als Anhang (word, pdf) bis zum 31. Oktober 2018 unter Angabe von Name, Institution, E-Mail-Adresse und benötigter Technik an die folgende Adresse geschickt werden: Julia.Zupancic@musik.uni-giessen.de

Entscheidungen über die Annahme der Beiträge werden voraussichtlich ab 30. November 2018 bekanntgegeben.

Organisation: Matteo Nanni (Gießen), Nikolaus Urbanek (Wien), Julia Zupancic (Gießen)

Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg und die Wiener Schule am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit dem Arnold Schönberg Center Wien